Raeren - eine der neun Gemeinden der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und zugleich ein Grenzort bei Aachen mit etwa 11.000 Einwohnern wovon rund 50% Nicht-Belgier sind. Soviel zur Lokation….

Versprochen wurde mir ein sehr schöner Landschaftslauf in und rund ums Dorf Raeren. Aber wurde das Versprechen gehalten?

Kirmeszeit in Raeren ist auch RaeRun-Zeit

Der Raerun begann unspektakulär wenn zugleich auch lustig. Wo ist denn schon der Start- und Zielbereich mitten auf einem Kirmesplatz umgeben von Achterbahn, Autoscooter und dem größten „Fressstand“ den ich je gesehen habe? Eine sinnvolle Symbiose: Abends Party und voll auf die Fresse; tagsüber Sport und auspowern. Das leere Festzelt wurde kurzerhand für Anmeldung, Verpflegung und Siegerehrung genutzt – Top mitgedacht!

Wir liefen zunächst auf den Straßen Raerens um aber schon nach weniger als 2 Kilometern die Straße gegen eine Kuhweide zu tauschen. Ich selbst komme aus dem Trail- bzw OCRun und mag Trail – also jenseits von Straße und Weg – sehr gerne. Über Kuhfladen ging es zunächst bergab. Auf den nächsten 20 Kilometern mit ständig wechselndem Untergrund ging es dann weiter über Straßen, Schotter-, Wiesen- und Waldwege, hindurch durch schöne Täler, über anspruchsvolle Hügel, die Raerener Burg, den Raerener Wasserturm und sich schlängelnde Bachläufe mit und OHNE Brücke, Teiche und Weiher. Nasse und schlammige Schuhe waren keine Seltenheit - ein Paradies für jeden (Trail-) Läufer.

Eins nahm ich ja aber bereits vorweg: Diese Strecke hat Arschlochpotential!

Was macht ein Läufer vor dem Lauf? Klar, er schaut mal auf den Streckenverlauf und auf das Strecken-/Höhenprofil. Das machten wir auch und, naja, die Strecke ist nicht flach, aber bergisch ist auch anders. Insgesamt nicht einmal 250 Höhenmeter auf 22,11km - kaum der Rede wert also. So gingen wir an den Start.

Komprimiert man aber einen größeren Teil dieser 250HM auf einen kurzen Teil der Strecke kann dieser Teil schon zum Arschloch werden. Konkret sah es so aus, dass ca. 100HM auf 1000m Strecke zu bewältigen waren. Zum Glück war – aus Sicht des Läufers – das Ende sehr früh in Sicht: „Bis dahin pack ich es!“ Was erst sehr spät ins Blickfeld geriet war, dass das vermeintliche Ende nur eine Kurve, der Berg aber noch nicht zu Ende war. Es ginge also weiter bergauf. Tatsächlich hörte ich nach dem Lauf mehrfach, dass einige Läufer zum Fußgänger wurden. Als einer derjenigen die dort liefen kann ich nur sagen „Nicht schlimm!“.

Oben angekommen motivierte ein Streckenposten mit der aktuellen Platzierung (juchhu, ich war 17. von 75) und der Information „Jetzt geht es erst mal nur bergab“ – Danke! Danke auch an alle anderen Posten. Ich fühlte mich nie verloren oder in der Gefahr von der Strecke abzukommen. Und das, obwohl es „nur“ 75 Läufer und das Feld entsprechend dünn besiedelt war.

Getränkeposten, ja die gab es natürlich auch. Auch hier zeigte sich das Detailwissen der Organisation die durchweg sehr gut war. Ungefähr alle 3-4km gab es eine Wasserstation. Zumindest für mich war dies optimal. Eigentlich immer dann, wenn ich etwas Wasser brauchte, kam eine Station – Perfekt!

Lediglich die Verpflegung im Zielbereich war etwas mager und bot neben einem Glas Senf und einem „Kurzen“ nur Wasser und Orangenstücke.

Mit einem Udo, einem Oliver, einem Gabriel und zwei Sebastians war Lustlauf – Mein Verein wieder stark vertreten und natürlich kamen wir alle ins Ziel! Die Strecke ist aufgrund ihres Profils und der ständig wechselnden Untergründe nicht für Bestzeiten geeignet, dennoch gab es sehr respektable Zeiten bei allen:

Ich selbst wurde als 22. bei 1:51:14 mit einer französischen Version meines Namens im Ziel begrüßt. Schön zu hören, dass es Menschen gibt, die meinen Nachnamen besser aussprechen als ich selbst. Nur dieses „Olivier“ mag ich nicht sonderlich gern….

Gabriel hat als 38. Die 22,11km hinter sich gebracht und mit einer Zeit von 1:57:48 sein Ziel „unter 2 Stunden“ super gemeistert. Sebastian kam mit 2:01:34 auf Platz 48. und Udo mit 2:23:13 auf Platz 71.

„Wie jetzt? Der Sebastian Brief mit über 2 Stunden nur auf Platz 48.?“ Nein, Sebastian Brief lief „nur“ 10km. Er macht dies in 0:42:18 und landete damit auf Platz 6

Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht und das Versprechen von Udo wurde voll erfüllt: Der RaeRun ist ein sehr schöner Landschaftslauf, der aber bei allem Spaß, den die sehr abwechslungsreiche Strecke bietet, auch einige Herausforderungen bereit hält. Insgesamt war die 22,11km Strecke machbar, aber nicht immer einfach.

Die Teilnahemerzahlen waren aber leider mit gut 200 Starten verteilt auf 5 Disziplinen sehr überschaubar. Schade, dass dieser Lauf nicht besser angenommen wird. Ich für meinen Teil bin nächstes Jahr wieder gerne mit dabei und hoffe (nicht nur für die Organisatoren), dass es dann etwas mehr Startet sind.